Karneval in Venedig - Kitsch, Kommerz oder Kunst?

Karneval in Venedig – Kitsch, Kommerz oder Kunst?

Für dieses Jahr ist der Karneval in Venedig vorbei. Die Touristen haben in der Lagunenstadt gefeiert und die Anwohner waren genervt, wie in jedem Jahr. Wer den Karneval in Venedig feiern wollte, musste dafür viel Geld bezahlen. Damen, die so aussehen wollten wie die legendäre französische Königin Marie Antoinette, mussten für das Leihkostüm 3800 Euro zahlen. Die Spionin Mata Hari gab es aber schon für 1560 Euro. Viele Gäste zahlten diese horrenden Preise, denn auch in diesem Jahr war Venedig überlaufen.

Die teuren Feste

Viele halten dem Karneval in Venedig vor, dass sich alles nur um den Kommerz dreht. Wer sich die Eintrittspreise für die bekannten Kostümbälle anschaut, wird dieser Aussage zustimmen. So lag der Eintritt für den Ball im Palazzo Pisani Moretta bei knapp 3000 Euro. 2000 Kerzen erhellten an diesem Abend der Palazzo direkt am Canale Grande. Gäste, die erst nach Mitternacht dort ankamen, mussten nur noch 800,- Euro Eintritt zahlen. Zu essen gab es aber nichts mehr und die Show war auch schon zu Ende. Dabei werben vor allen Dingen die Medien in den USA groß für den Karneval in Venedig. Für den Nachrichtensender ABC gehört der Karneval in Venedig zu den zehn Dingen, die jeder einmal erlebt haben muss. Eigentlich seien diese Erfahrung und das wunderbare Erlebnis unbezahlbar, so der bekannte Nachrichtensender aus Amerika.

Zweierlei Karneval in Venedig

Als der Karneval im Venedig 1094 das erste Mal gefeiert wurde, feierte das Volk bei frisch geschlachtetem Fleisch auf der Straße. Der Adel hingegen feierte seinen Karneval abgeschirmt in den herrlichen Palästen. Erst im 16. Jahrhundert kamen die Masken zum Karneval in Venedig. Jeder, der sich hinter einer Maske verbarg, durfte sogar den König verspotten oder sich über die Dogen lustig machen. Bei den Damen hatten die Masken aus Sicht der Herren noch einen weiteren Vorteil: Die Damen mussten schweigen. 1797 machte Napoleon dem Karneval in Venedig ein Ende. Heute wird er wieder gefeiert, aber nicht mehr jedem gefällt das Fest der Kostüme und der Masken.

Der Karneval heute

Der Karneval in der Lagunenstadt ist ein Stück Mythos, der die halbe Welt in die Stadt lockt. Viele Touristen bringen gleich kofferweise ihre kostbaren Kostüme mit nach Venedig, andere haben nicht das Geld, aufwendig zu feiern. Einen Venezianer in einem der ausgefallenen Kostüme zu finden, ist sehr schwer. Die meisten Bewohner schauen sich das Spektakel vom Fenster aus an oder verlassen während des Karnevals einfach die Stadt. Wenn die Bälle damit werben, dass „der letzte noch lebende Casanova“ unter den Gästen sein wird, ist diese Aussage purer Kitsch. Die Bewertungen in vielen Online Portalen lesen sich daher auch fast alle gleich: Der weltberühmte Karneval ist langweilig, zu teuer und enttäuschend.

Fazit

Was raten die Venezianer ihren Gästen, falls sie vom Karneval enttäuscht sind? Sie raten dazu, ein Jahr nicht zum Karneval zu kommen oder sogar zwei Jahre auszusetzen. Wer jedes Jahr in die Stadt kommt und immer etwas Neues erwartet, wird garantiert enttäuscht. Mit Kunst hat der berühmte Karneval nur noch bedingt etwas zu tun, mit Kitsch schon mehr. Einfach unschlagbar ist Venedigs Karneval jedoch, wenn es um den Kommerz geht.

Beitragsbild: @ depositphotos.com / francescokekkol

Redaktion
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